Lehre

Wintersemester 2024/25 | LMU München

Heinrich Heine und seine Leser (Hauptseminar)

Über seine Lebzeiten hinaus ist Heinrich Heine (1797–1856) umstritten geblieben. Seinen spielerischen Umgang mit den dichterischen Konventionen der Romantik – „ich bin ihr letzter Dichter“ – hielt man ihm nicht immer zugute. Oft notgedrungen, um den Zensoren zu entwischen, hielt er sich im Ausland auf; in London und Paris hat er „Weltgeschichte mit eigenen Augen angesehen“, präzise analysiert und aufgeschrieben. Heute gilt er als ein Wegbereiter der Moderne.
Das Seminar widmet sich verschiedenen Schaffensphasen Heines anhand ausgewählter Texte, und zwar insbesondere im Hinblick auf deren oft „feindliche Wirkungsgeschichte“ (Klaus Briegleb). Inwieweit werden spätere Auseinandersetzungen seinem Schreiben und der Figur Heine gerecht? Einbezogen werden vor allem tonangebende Stimmen aus dem zwanzigsten Jahrhundert (Karl Kraus, Theodor W. Adorno, Odo Marquard).

Dramenanalyse (Kandidatenkolloquium)

Das Kolloquium richtet sich an jene, die sich auf das Staatsexamen für ein Lehramt an öffentlichen Schulen vorbereiten wollen. Wir widmen uns Woche für Woche jeweils einem Abschnitt der Literaturgeschichte anhand von kanonischen Texten, und besprechen im Zuge dessen auch Grundlagen der Dramenanalyse. Außerdem werden wir gemeinsam mögliche Antworten auf Fragen erarbeiten, die in der Vergangenheit gestellt wurden oder potentiell gestellt werden könnten.

Sommersemester 2024 | LMU München

Bahnhofswelten (Hauptseminar)

Im neunzehnten Jahrhundert wurden die großen Bahnhöfe Europas zum Mittelpunkt ihrer Städte, zu Sinnbildern der Industrialisierung und Ausgangpunkten der Globalisierung. „Die Elementarbegriffe von Raum und Zeit sind schwankend geworden“, staunte Heinrich Heine 1843 im Pariser Gare d’Austerlitz. Die Literatur erzählt von den neuen Erlebnissen und Möglichkeiten, die sich in den Bahnhöfen auftun, von Kriminalität und Unfällen, von Begegnungen und Fernweh. Im zwanzigsten Jahrhundert kommen Abschiede von Soldaten hinzu, das Warten auf die Reise ins Exil und, meist auf Rangierbahnhöfen oder Nebengleisen, Deportationen. In all ihren Facetten spiegeln die Bahnhöfe zentrale Entwicklungen der Moderne – und auch der literarischen Moderne – wider.
Das Seminar widmet sich (zu einem Gutteil kanonischen) Novellen, Erzählungen, Gedichten und Dramen, auch einem Roman. Wie werden die neuen Wahrnehmungen und Erfahrungen, wie wird der neue Erzählraum literarisch gestaltet? Wie lassen sich diese Narrative kulturgeschichtlich kontextualisieren? Ziel des Seminars ist es, eine ‚Poetologie der Bahnhöfe’ und damit eine kleine Literaturgeschichte der Moderne zu entwerfen.

Dramenanalyse (Kandidatenkolloquium)

Das Kolloquium richtet sich an jene, die sich auf das Staatsexamen für ein Lehramt an öffentlichen Schulen vorbereiten wollen. Wir widmen uns Woche für Woche jeweils einem Abschnitt der Literaturgeschichte anhand von kanonischen Texten, und besprechen im Zuge dessen auch Grundlagen der Dramenanalyse. Außerdem werden wir gemeinsam mögliche Antworten auf Fragen erarbeiten, die in der Vergangenheit gestellt wurden oder potentiell gestellt werden könnten.

Wintersemester 2023/24 | LMU München

Dramenanalyse (Kandidatenkolloquium)

Das Kolloquium richtet sich an jene, die sich auf das Staatsexamen für ein Lehramt an öffentlichen Schulen vorbereiten wollen. Wir widmen uns Woche für Woche jeweils einem Abschnitt der Literaturgeschichte anhand von kanonischen Texten, und besprechen im Zuge dessen auch Grundlagen der Dramenanalyse. Außerdem werden wir gemeinsam mögliche Antworten auf Fragen erarbeiten, die in der Vergangenheit gestellt wurden oder potentiell gestellt werden könnten.

Theodor Fontane: Effi Briest (Lektürekurs)

Wir besprechen jede Woche drei Kapitel von Effi Briest und üben im Zuge dessen vor allem die Technik des 'close reading' sowie den Umgang mit erzähltheoretischen Grundbegriffen ein. Ferner wollen wir verschiedene Interpretationsansätze diskutieren. Der Lektürekurs eignet sich für alle, ein Interesse an Erzähltextanalyse mitbringen, an dem kanonischen Roman selbst, oder an der Literaturepoche des Realismus.

Sommersemester 2023 | LMU München

Theater des Exils (Hauptseminar)

Ein Buch lässt sich über Grenzen schmuggeln, kann heimlich gelesen und weitergegeben werden – eine Theaterbühne hingegen ist kaum zu verbergen, und an einem anderen Ort auch nicht mehr dieselbe. Unter all jenen Schriftstellern und Künstlern, die vom Nationalsozialismus ins Exil vertrieben wurden, hatten es insbesondere jene schwer, deren Arbeit an die Theaterbühnen geknüpft war. Die Trennung von ihrem natürlichen Publikum bedrohte ihr Schaffen und ihre wirtschaftliche Existenz. Dennoch fand sich da und dort ein meist überschaubares Publikum. Es entstanden rund 700 Dramen im Exil; etwa 800 Inszenierungen sind überliefert. Da etablierte Theater die Vertriebenen selten engagierten, organisierte man sich oft selbst. Auf diese Weise kam es zur Gründung der „Pfeffermühle“ in der Schweiz und des österreichischen „Laterndl“ in London.

Im Seminar wollen wir auf die vielfältige und wechselhafte Geschichte des Exiltheaters von 1933 bis 1945 zurückblicken. Gegenstand unserer Lektüre sind u. a. kanonisierte Dramen wie Bertolt Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches und Franz Werfels Komödie Jacobowsky und der Oberst, aber auch weniger bekannte Texte. Ferner wollen wir Dokumente betrachten, die einen Einblick in institutionelle und strukturelle Bedingungen gewähren und es uns erlauben, eine literatursoziologische Perspektive einzunehmen. Vereinzelt wollen wir auch jenen Aufmerksamkeit schenken, die in benachbarten Branchen Fuß fassten, z. B. im (propagandistisch genutzten) Rundfunk, wo sie – eine Ironie der Geschichte – ein größeres Publikum erreichten, als sie es im Theater je hätten haben können.

Arthur Schnitzler (Proseminar)

Arthur Schnitzler (1862-1931) gilt als einer der zentralen Repräsentanten der Wiener Moderne; seine Schaffenszeit deckt die Epoche der Klassischen Moderne nahezu deckungsgleich ab. Er schrieb in einer gesellschaftlichen und politischen Umbruchszeit, deren Geist und Atmosphäre er in seinen Texten einfing, und sei es im kammerspielhaften Drama Reigen, mit dem er dem untergehenden Bürgertum den Spiegel vorhielt – und einen Skandal auslöste. Auch wissensgeschichtlich ist das Werk Schnitzlers, der auch Arzt war, aufschlussreich, indem es Erkenntnisse der Psychoanalyse vorwegnahm. Sigmund Freud bekannte damals, ihn „aus einer Art von Doppelgängerscheu“ gemieden zu haben.

Wie gestaltet Schnitzler diese spannungsreiche Welt im Umbruch? Wie stellt er Geschlechterverhältnisse dar, und was für Figuren lässt er auftreten, um die Gesetzmäßigkeiten von Verführung und Leidenschaft in Szene zu setzen, um die es bei ihm so häufig geht? Welche Erzählverfahren wendet er an, um das Innenleben seiner Figuren auszuleuchten, und was verrät dieses Innenleben über das Außen? Diesen und anderen Fragen wollen wir im Seminar nachgehen. Gegenstand unserer Lektüre sind vor allem ausgewählte Dramen und Prosatexte Schnitzlers, aber wir wollen uns auch der Rezeption seiner Werke widmen – nicht zuletzt Stanley Kubricks Eyes Wide Shut – und die große Aufmerksamkeit nicht außer Acht lassen, die ihm die Literaturwissenschaft in den vergangenen Jahren geschenkt hat.

Wintersemester 2022/23 | LMU München


Literarische Phänomenologien des Wassers (Hauptseminar)

Das Element des Wassers ist, auf seine Weise, für uns ungreifbar in seiner Substanz, ob als Flüssigkeit, die zwischen den Fingern verrinnt, oder angesichts der Unermesslichkeit der Ozeane, die wir empfinden; nicht zu Unrecht, wenn man bedenkt, dass die Meere in weiten Teilen gänzlich unerforscht sind. Gewiss hat auch diese Eigenschaft dazu beigetragen, wie vielfältig und ausdrucksstark ‚das Wasser‘ literarisch gestaltet worden ist. Wunschträume, Urängste, existenzielle Gefahren: ihrem Ursprung begegnen wir seit jeher in Gestalt – oder in (mythischen) Gestalten – des Wassers. In der jüngsten Geschichte sind die damit assoziierten Gefahren umso konkreter präsent, da der Klimawandel nicht nur Dürren, sondern auch das Abschmelzen der Gletscher, Überschwemmungen und den Anstieg des Meeresspiegels zufolge hat.

Im Seminar wollen wir einen Bogen vom 19. Jahrhundert zur Gegenwart spannen: angefangen mit Heinrich von Kleists Aufsatz „Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft“, über Heinrich Heines Gedichtzyklen Die Nordsee und Theodor Storms Novelle Der Schimmelreiter, bis hin zu Texten der Gegenwart, wie John von Düffels „Kleine Philosophie der Passionen“ Schwimmen, Matthias Polityckis Kreuzfahrt-Roman In 180 Tagen um die Welt und Josef Haslingers „Bericht“ Phi Phi Island, der auf die Tsunamikatastrophe des Jahres 2004 zurückblickt.


Kandidatenkolloquium

Die Veranstaltung dient der Vorstellung und Diskussion ausstehender Bachelorarbeiten.

Sommersemester 2022 | LMU München


Literarische Kolonialdiskurse, 1800-1900 (Proseminar)

Auch wenn die deutschsprachigen Gebiete unserem heutigen kollektiven Bewusstsein zufolge am Wettlauf um die Kolonialisierung zögerlich oder verhältnismäßig spät teilnahmen, gibt es eine erstaunliche Fülle von literarischen Texten aus dem neunzehnten Jahrhundert, die sich dem Phänomen zuwenden. Sie erzählen von der Aneignung fremder Welten – und von Vorstellungen davon, die zwischen Extremen oszillieren, indem sich teils eine Verklärung zum Paradies vollzieht und sie teils als bedrohlich und abgründig inszeniert werden. Was für Wünsche und Vorstellungen werden in diese Welten hineinprojiziert? Was für eine Rolle spielt das Anliegen, aufklärerische Ideale zu verbreiten, wenngleich mit antiaufklärerischen Mitteln? Besondere Aufmerksamkeit gilt hier sicherlich der Darstellung des ‚Wilden‘ sowie von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen, wobei Geschlechterverhältnisse eine wesentliche Rolle spielen.

Wir beginnen mit dem diesbezüglich bekanntesten deutschsprachigen Text, Heinrich von Kleists Erzählung Die Verlobung von St. Domingo (1813), und widmen uns u. a. Heinrich Heines Gedicht Vitzliputzli (1852) als exemplarischem Text, der etablierten Betrachtungsweisen zuwiderläuft. Bei Texten, in denen das Koloniale scheinbar beiläufig thematisiert wird, wollen wir das Verfahren einer kontrapunktischen Lektüre (Edward W. Said) anwenden, wozu sich u. a. Wilhelm Raabes Roman Stopfkuchen (1891) oder Theodor Fontanes Roman Effi Briest (1894/95) eignen.


Nuklearkatastrophen in Literatur und Film (Proseminar)

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zählen verheerende Unfälle in Atomkraftwerken– neben Kriegen – zu den großen Ängsten in technisch hochentwickelten Gesellschaften. Diese Ängste, aber vor allem auch die tatsächlichen ‚Super-GAUs‘ in Tschernobyl und Fukushima sowie gelegentliche ‚Störfälle‘ sind seither immer wieder literarisch und filmisch bearbeitet worden. In teils hochfiktiven, teils möglichst realitätsnahen Szenarien werden Figuren in physische und psychische Extremsituationen und ganze Gesellschaften an den Rand des Abgrunds geführt. Unterdessen wird die existenzielle Bedrohung selbst, die radioaktive Strahlung, für den Menschen erst dann erstmalig wahrnehmbar, wenn es längst zu spät ist.

Das Seminar widmet sich dieser Paradoxie und anderen Aspekten, die das Erzählen von Atomreaktorunglücken kennzeichnen. Wir wollen eine Vielfalt literarischer Texte und Filme besprechen, die drohende oder geschehende Katastrophen beschreiben oder ihre Konsequenzen darstellen, u. a. Gudrun Pausewangs Jugendroman Die Wolke (1987), Christa Wolfs Erzählung Störfall. Nachrichten eines Tages (1987) sowie die Spielfilme Es war ein Samstag (Alexander Mindadze, 2011) und Grüße aus Fukushima (Doris Dörrie, 2016). Auszugsweise wollen wir auch Texte lesen, die Kontexte ausleuchten, v. a. Ulrich Becks wegweisende Studie Risikogesellschaft (1986).


Theodor Storm (Proseminar)

Theodor Storm ist vor allem bekannt für seine düstere, geheimnisvolle Novelle Der Schimmelreiter (1888), die immer wieder als Gattungsbeispiel oder als exemplarischer Text des Poetischen Realismus besprochen wird. Doch finden sich die phantastisch anmutenden Storm’schen norddeutschen Küstenlandschaften auch in anderen seiner Texte – und nicht nur sie: Storm entwirft in seinen Novellen dorfgesellschaftliche und familiäre Konstellationen und thematisiert damit immer wieder auch gesellschaftliche Konflikte, nicht zuletzt unter dem Eindruck politischer Überzeugungen, die ihn bis ins Exil trieben. Er sammelt Gespenstergeschichten und Märchen aus seiner Heimat, während er im großstädtischen Berlin als Jurist Fuß zu fassen sucht; und lässt derweil in seinen erzählten Welten Archaisches und Modernes aufeinandertreffen.

Der Schwerpunkt des Seminars wird naturgemäß auf der Novellistik liegen, jedoch wollen wir auch das lyrische Werk Storms sowie ausgewählte Kunstmärchen und autobiographische Texte betrachten.

Wintersemester 2021/22 | LMU München


Erzählungen von Thomas Mann (Proseminar)

„München leuchtete.“ Dieser erste Satz einer der Erzählungen Thomas Manns hat Berühmtheit erlangt, freilich allzu oft begriffen ohne die ihm innewohnende Ironie. Dabei ist es die Komik, die der Erzählung Gladius Dei ihren Reiz verleiht; sie ist zu lesen als ein Kommentar auf die damalige kulturpolitische Stimmung in der bayerischen Hauptstadt.

Das Seminar widmet sich dieser und zehn weiteren Erzählungen, ausgehend von Thomas Manns literarischen Anfängen im Umfeld der Schwabinger Bohème bis in die Nachkriegszeit. Die Texte erzählen immer wieder von Künstler- und Außenseiterfiguren, die in Konflikt stehen mit bürgerlichen Konventionen wie auch den eigenen Ansprüchen und (Liebes-) Bedürfnissen. Gleichzeitig lassen sie sich als Gesellschaftsportraits lesen. Wir wollen die Erzählungen in sozial-, kultur- und zeitgeschichtliche Zusammenhänge stellen sowie Kontinuitäten und Entwicklungen zu erfassen suchen: motivisch, thematisch und erzählerisch.


Fritz Lang (Proseminar)

Fritz Lang erklärte das Medium Film einst zur „Kunst des 20. Jahrhunderts“, ehe seine eigenen Filme zu Klassikern avancierten und stilbildend wurden, ob für Thriller oder Science-Fiction-Filme. Über sechs Jahrzehnte hinweg prägte er als Regisseur die Filmkultur, zunächst in Berlin – auch in Zusammenarbeit mit Thea von Harbou – und später in den USA. Im Seminar wollen wir diese Zeitspanne anhand von elf Filmen nachvollziehen, angefangen von den Stummfilmen, über seinen ersten Tonfilm M, hin zu den Hollywoodproduktionen. Wie ging Lang mit dem neuen Medium um, und wie verlieh er seinen Filmen ihre imaginative Kraft? Lang war ein Meister der Ästhetik des Stummfilms, die auch in seine Tonfilme hineinwirkte.

Siegfried Kracauer stellte fest, dass Dr. Mabuse „eine jener tiefwurzelnden Vorahnungen ist, wie sie im deutschen Nachkriegsfilm verbreitet waren“. Lang problematisiert in vielfältiger Weise gesellschaftliche Ordnungssysteme, und insbesondere die Medien als wesentlicher Parameter darin. Wir wollen auch betrachten, inwiefern Lang den Medienwandel, den seine Filme bezeugen, auch immer wieder zu deren Gegenstand macht.

Sommersemester 2021 | LMU München


Romane des Exils (1933-45) (Vorlesungen)

Machtergreifung; Reichstagsbrand; Bücherverbrennung; Verfolgung von Juden und politisch Andersdenkenden; massiver Anpassungsdruck auch auf andere: Die Ereignisse der 1930er Jahre trieb nahezu tausende – darunter viele etablierte und renommierte – deutschsprachige Schriftsteller ins Exil. Unter ihnen befanden sich verschiedenste Persönlichkeiten und Vertreter unterschiedlichster literarischer Strömungen, die von da an weit voneinander entfernt und unter ungleichen Umständen (wenn möglich) ihr Werk fortschrieben.

Der Roman avancierte dabei zur wichtigsten exilliterarischen Gattung. Die Vorlesung widmet sich zehn teils mehr, teils weniger kanonischen Romanen, die im Exil verfasst wurden. Wie werden der Weg ins Exil, der Kontakt mit fremden Kulturen, die Erfahrung von Heimatlosigkeit und Sprachverlust verarbeitet – und die Zustände im ‚Dritten Reich‘ verhandelt? Neben erzähl- und gattungstheoretischen Zugängen sollen Konzepte wie Transkulturalität und Nation bei der Lektüre und Analyse der Texte wegweisend sein; außerdem sollen Entstehungsbedingungen berücksichtigt und Anknüpfungspunkte an frühere Texte mit einbezogen werden.


Literatur der Aufklärung (Proseminar)

In der Epoche der Aufklärung verändern sich Weltsicht und Selbstverständnis des Menschen dramatisch. Ausgehend vom Streben nach Glück, verfolgen die Aufklärer eine Befreiung von dogmatischen Lehren und gedanklicher Radikalität; streben nach der Erkenntnis von Wahrheit und Wirklichkeit durch philosophische Reflexion, Naturbetrachtung und wissenschaftliche Methoden; fordern die Autonomie des Individuums; verteidigen dabei die Vernunft als Mittel ebenso wie die Kritik der Vernunft; und entwickeln Vorstellungen von neuen gesellschaftlichen und institutionellen Ordnungen. Das aufklärerische Denken, um das debattiert und manchmal heftig gestritten wird, hält Einzug in alle gesellschaftlichen Teilbereiche – nicht zuletzt in die Literatur.

Wie verhandeln literarische Texte gesellschaftliche, anthropologische, philosophische Fragen, die sich aus der aufgeklärten Weltsicht und dem neuen Selbstverständnis des Menschen ergeben? Wie inszenieren sie beispielsweise Konflikte zwischen Affekt und Vernunft, Pflichterfüllung und Glücksversprechen? Im Seminar wollen wir Schlüsseltexte der Literatur der Aufklärung besprechen, um die Entwicklung der Epoche nachzuzeichnen. Dabei sollen mitunter Texte der Empfindsamkeit als gegenläufige Strömung mit einbezogen werden. Auch wenn sich das Seminar speziell mit literarischen Texten befasst, sollen andere gesellschaftliche Teilbereiche stets mit bedacht werden.


Novelle (Proseminar)

Die auf Goethe zurückgehende ‚unerhörte Begebenheit‘ gilt als wesentliches Element der Novelle. Im 19. Jahrhundert erreichte die Novellistik ihren bisherigen Höhepunkt. Seitdem sie sich in der deutschsprachigen Literatur etabliert hat, ist die Gattung vielfach theoretisch bedacht und diskutiert worden – und literarisch variiert, bis heute.

In welcher Weise lösen Texte verschiedener Epochen und Strömungen den Anspruch ein, den die Kategorie ‚Neuigkeit‘ (lat. novus) an sie stellt? Inwiefern folgen sie Gattungskonventionen und -mustern; wie nutzen sie Freiräume? Wir wollen anhand von elf exemplarischen Beispielen aus 181 Jahren die thematische Vielfalt der Novellistik nachzeichnen und den jeweiligen Umgang mit gattungsspezifischen Erzählmodellen erarbeiten.


Oberseminar

Das Seminar dient der Besprechung wechselnder Texte sowie von Projekten, die am Lehrstuhl angesiedelt sind.

Wintersemester 2020/21 | LMU München


Bahnhofswelten (Vorlesungen)

Als die Stockton and Darlington Railway 1825 erstmals Passagiere beförderte, läutete sie ein neues Zeitalter ein. Die Bahnhöfe, an denen die Eisenbahnen ankamen und abfuhren, zuerst in England und dann auch anderswo, veränderten fortan das Leben und die Vorstellungen der Menschen. Sie vermittelten ein neues Zeit- und Raumgefühl, wurden zu Orten, an denen sich unspektakuläre und manchmal außergewöhnliche Begegnungen ereignen. Nicht zuletzt werden an Bahnhöfen Sehnsüchte erweckt oder gestillt und Lebensentscheidungen getroffen.

Die damit verbundenen, inzwischen selbstverständlichen Wahrnehmungen und Erfahrungen sind immer wieder aufs Neue erzählerisch, lyrisch und dramatisch gestaltet worden. Die Vorlesung zeichnet eine Literaturgeschichte der Bahnhöfe nach, von den ersten Zeitungsartikeln anlässlich von Bahnhofseröffnungen; über nuancierte literarische Studien im Milieu der Eisenbahner; hin zu erschütternden Darstellungen von Krieg und Holocaust, die verändert haben, was für Vorstellungen anfangs mit Bahnhöfen verknüpft waren; bis in unsere Zeit, in der auch Flughäfen alltäglich geworden sind.


Europabilder in Literatur und Film (Proseminar)

Je tiefgreifender die Krisen werden, die die EU und ihre Mitgliedstaaten zu bewältigen haben, desto umfassender – und relevanter – wird auch die Auseinandersetzung darüber, was Europa zerwirft und was es zusammenhält. Sie wird in den Feuilletons geführt, aber auch in Literatur und Film.

Im Seminar wollen wir zunächst einige Thesen und Trends dieser Auseinandersetzung anhand ausgewählter Essays und Feuilletons nachvollziehen. Vor allem wollen wir uns fiktionalen Texten und Spielfilmen zuwenden, die Zusammenhalt und Zerwürfnisse innerhalb Europas verhandeln. Dies geschieht mitunter, indem sie eine gemeinsame Hinwendung zur Vergangenheit thematisieren, wie der Roman Die Zwillinge (Tessa de Loo, 1993) und der Film Am Ende kommen Touristen (Robert Thalheim, 2007); indem sie von Reiseerfahrungen erzählen, die Freundschaft oder familiäre Bindungen stiften können, wie der Roman Vierstromland (Nora Wicke, 2014) und der Film Roads (Sebastian Schipper, 2019); und nicht zuletzt, indem sie die gemeinsame politische Arbeit in Brüssel in ein durchaus kritisches Licht setzen, wie Robert Menasse in seinem Roman Die Hauptstadt (2018).

Aus gegebenem Anlass wollen wir uns außerdem mit Beiträgen von Schriftstellern zum Thema ‚Europa nach Corona‘ befassen, die auf Einladung des Literaturhaus Europa seit April 2020 wöchentlich online erscheinen (https://www.literaturhauseuropa.eu/de/themen/europa/literaturhaus-europa-fragt-europa-nach-der-corona-zeit).


Gedichte von Heinrich Heine (Proseminar)

Heinrich Heines Gedichte handeln von kleinen Verliebtheiten und politischen Sehnsüchten, artikulieren manchmal heiteren Übermut und manchmal größten Schmerz, sie thematisieren erotische Sinnlichkeit, Verlusterfahrungen, und nicht zuletzt die Furcht vor dem Tod. Der Ton des Volkslieds wird dabei immer wieder ironisch gebrochen, hintergründig und virtuos; doch es findet sich auch manches durch und durch ernste Gedicht.

Ziel des Seminars ist es, die hier nur ansatzweise skizzierte Vielfalt der Heineschen Lyrik zu erfassen, auch im Hinblick darauf, wie die Einzeltexte formal gestaltet und in Zyklen und Sammlungen angeordnet sind. Wir wollen dabei unser Wissen über allseits bekannte Gedichte vertiefen und ggf. hinterfragen, aber auch solche besprechen, die weitgehend unbekannt geblieben sind. Ausgehend von der These, dass „niemand weiß, was ein Gedicht ist“ (Peter von Matt), wollen wir uns nicht zuletzt grundlegenden Fragen zur Lyrik widmen.


Oberseminar

Das Seminar dient der Besprechung wechselnder Texte sowie von Projekten, die am Lehrstuhl angesiedelt sind.

Sommersemester 2020 | LMU München


Heinrich von Kleist: Erzählungen (Proseminar)

„An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Rosshändler namens Michael Kohlhaas […].“ Heinrich von Kleists Erzählung Michael Kohlhaas liest sich als düstere, verstörende, spannende Geschichte, die uns zurückversetzt ins sechzehnte Jahrhundert. Aber sie inszeniert auch ein Experiment, dem der Verfasser seine Figuren aussetzt, um epistemologischen Fragen nachzugehen. Im Zuge dessen werden, wie in anderen Erzählungen Kleists, umfassende Themen behandelt, wie das Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit, die Haltlosigkeit des Menschen in der Welt, die Zerbrechlichkeit von moralischen und sozialen Ordnungssystemen – und eben nicht zuletzt das alldem zugrunde liegende Problem der Unzuverlässigkeit subjektiver Wahrnehmung, das Kleist so eindrücklich in der Metapher der „grünen Gläser“ ins Bild setzte.

Das Seminar widmet sich den Erzählungen sowie ausgewählten Anekdoten, Aufsätzen, Briefen und journalistischen Texten von Heinrich von Kleist. Insbesondere wollen wir sein Schreiben literaturgeschichtlich einordnen und ermessen, inwiefern sich Kleist u. a. als Wegbereiter Kafkas verstehen lässt.


Im Kino der Weimarer Republik (Proseminar)

Die Weimarer Republik markiert eine Glanzzeit für das Kino. Es wird geprägt vom Lebensstil der Moderne, von technischen Innovationen, von der Erfahrung des Ersten Weltkriegs – und es prägte die Filmästhetik weltweit. Im Seminar besprechen wir ausgewählte Filme aus dieser Periode, die nicht nur Schlüsselthemen der Zeit verhandeln (Urbanität, Krieg, Mobilität, Gender, Psychoanalyse), sondern auch stilbildend wurden, u. a. Das Cabinet des Dr. Caligari (Robert Wiene, 1920); Nosferatu (F. M. Murnau, 1922), Metropolis (Fritz Lang, 1927); Kameradschaft (G. W. Pabst, 1931) und M (Fritz Lang, 1931). Wir wollen die thematische Vielfalt erfassen, wesentliche Strömungen identifizieren, uns außerdem mit filmkritischen und filmtheoretischen Texten der Zeit beschäftigen (u. a. Adorno, Kracauer); und dabei mit Begriffen arbeiten, die es ermöglichen, das Medium Film zu beschreiben, zu analysieren und einzuordnen.


Walter Benjamins neunzehntes Jahrhundert (Hauptseminar)

Walter Benjamins Faszination galt der Welt des (‚langen‘) neunzehnten Jahrhunderts. Seine detaillierten Beobachtungen und seine genaue Lektüre machen diese Welt lebendig und bis heute eindrücklich fassbar. Besprochen werden im Seminar jene Schriften (teils in Auszügen), die sich mit technischen Neuerungen des 19. Jahrhunderts befassen (Eisenbahn, Radio, Photographie), zeittypische kulturelle Phänomene beschreiben (Panorama, Passage), darunter auch solche, die auf literarische Texte Bezug nehmen. Diese literarischen Texte werden in die Vorbereitung für das Seminar miteinbezogen (Aragon, Baudelaire; dt. Übersetzungen sind verfügbar).

Anliegen des Seminars ist es, Benjamins Methode der bildhaften und fragmentarischen Literatur- und Geschichtsschreibung herauszuarbeiten und ihre stilistischen und narrativen Besonderheiten zu erfassen. Außerdem soll eine Phänomenologie des neunzehnten Jahrhunderts im Sinne Benjamins erarbeitet werden, die auch jenseits des Seminars als Grundlage für das Studium von Literatur und anderer Medien dienen kann.


Oberseminar

Das Seminar dient der Besprechung wechselnder Texte sowie von Projekten, die am Lehrstuhl angesiedelt sind.

Wintersemester 2019/20 | LMU München


Literatur und Kultur im britischen Exil (1933-45) (Vorlesungen)

Schriftsteller, Wissenschaftler, Künstler und andere Kulturschaffende verließen das nationalsozialistische Deutschland (oder Österreich, vor dem ‚Anschluss‘) aus vielfältigen Gründen. Nicht wenige von ihnen ließen sich, wenn auch oft nur vorübergehend, in Großbritannien nieder, wo sich ihre Wege denn auch teilweise kreuzten. Was Kontinentaleuropa verloren ging, gewann das Vereinigte Königreich, dort bereicherten Exilierte wie Elias und Veza Canetti, Oskar Kokoschka, Nikolaus Pevsner, Ernst Toller und Stefan Zweig das literarische, kulturelle, künstlerische und intellektuelle Leben. Die Wirkungskraft der Exiljahre 1933-45 reicht weit in die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und bis in die Gegenwart hinein; dies soll nicht unberücksichtigt bleiben.

Die Vorlesung ist in erster Linie literatur- und kulturgeschichtlich angelegt. Umrissen werden aber u. a. auch: die Möglichkeiten literarischer Darstellung politischer Botschaften, die Herausforderungen des Lebens und Schreibens in einer fremdsprachigen Umgebung sowie die konzeptuellen Probleme, die im Begriff ‚Exilliteratur‘ angelegt sind.


Der Lyriker Rilke (Proseminar)

„Rainer Maria Rilke war schlecht für diese Zeit geeignet. Dieser große Lyriker hat nichts getan, als daß er das deutsche Gedicht zum erstenmal vollkommen gemacht hat.“ (Robert Musil, 1927) Auch heute gilt Rilke eher nicht als ‚geeigneter‘ Schriftsteller. Das Seminar widmet sich seiner Lyrik und soll mitunter auf deren anhaltende Relevanz, wenn nicht Zeitlosigkeit, aufmerksam machen. Sie tritt in Schlüsselthemen wie der Vergänglichkeit der Kindheit und dem Leben in der Großstadt zutage, ebenso wie in der Rezeption fremder Kulturen und insbesondere dem Wechsel zwischen subjektivem und objektzentriertem (lyrischen) Sprechen.

Bei der Lektüre werden wir chronologisch vorgehen, um die Entwicklung Rilkes als Lyriker von den bescheideneren literarischen Anfängen hin zum von Krisen geprägten Spätwerk nachzuzeichnen.


Franz Kafka: Erzählungen und kurze Prosa (Proseminar)

Franz Kafka setzt seine Figuren den merkwürdigsten Situationen aus. Am bekanntesten ist sicherlich Gregor Samsas Entdeckung, übernacht mit einem Mal zu einem „Ungeziefer“ geworden zu sein. Kafkas prominenter Status in der Literaturgeschichte beruht nicht zuletzt darauf, dass er mit diesen merkwürdigen Situationen und der Verlorenheit jener, die sich darin zurechtzufinden suchen, die Befindlichkeiten des Einzelnen in der Moderne pointiert in Szene gesetzt hat.

Die Erzählungen und kurzen Prosatexte dienen als Einstieg in die faszinierende Welt Kafkas. Im Seminar sollen die Texte außerdem geistesgeschichtlich eingeordnet werden, ausgehend von der These, dass sie Gedanken vermitteln, die u. a. von Friedrich Nietzsche gedacht oder später von Antonio Gramsci und Michel Foucault entwickelt wurden.


Oberseminar

Das Seminar dient der Besprechung wechselnder Texte sowie von Projekten, die am Lehrstuhl angesiedelt sind.

2018/19 | St Hugh’s College & St Anne’s College, University of Oxford


Prelims Paper IV – Literary Texts (prose; drama/film)

FHS Paper I – Prose Translation (into German)

FHS Paper VIII – Modern German Literature (1770 to the present)

FHS Paper X – Modern Prescribed Authors

Tutorials: Heinrich Heine; Thomas Mann; Rainer Maria Rilke; Günter Grass

Lectures: Heinrich von Kleist; Heinrich Heine (for the sub-faculty)

Sommersemester 2018 | LMU München


Krieg erzählen (Proseminar)

Walter Benjamin vertrat die Ansicht, die Überlebenden des Ersten Weltkriegs seien „verstummt aus dem Felde“ zurückgekehrt. Im Jahrzehnt darauf erschienen die Kriegsromane von Ernst Jünger und Erich Maria Remarque, die in die Weltliteratur eingingen. Ihnen widmet sich der erste Teil des Seminars. Wie wird aus Sicht der Soldaten vom Schrecken in den Schützengräben und vom Tod erzählt? Werden die Erfahrungen ideologisch überformt oder sachlich wiedergegeben?

Beim Blick auf den Zweiten Weltkrieg soll die Perspektive erweitert werden. In Alexander Lernet-Holenias Roman Mars im Widder erlebt ein Reserveoffizier den Polenfeldzug als gespenstisches Ereignis; Hans-Erich-Nossack beschreibt in Der Untergang die Luftangriffe auf Hamburg, Gert Leidig in Die Stalinorgel die Stellungskämpfe an der Ostfront. Mit welchen Mitteln lässt sich Authentizität herstellen, und wann gleiten die Texte ins Phantastische über? Wie wird vom Krieg erzählt, als er „in wachsendem Umfang kein Kampf mehr [ist], sondern ein Ausrotten durch Technik“? (Karl Jaspers)

Im dritten Teil des Seminars wollen wir der Frage nachgehen, wie die im zwanzigsten Jahrhundert entwickelten Motive und Erzählweisen in der Gegenwartsliteratur aufgenommen und fortgeführt werden (z.B. in Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten von Christian Kracht oder Samarkand Samarkand von Matthias Politycki).


Bahnhofswelten (Proseminar)

Im neunzehnten Jahrhundert wurden die großen Bahnhöfe Europas zum Mittelpunkt ihrer Städte, zu Sinnbildern der Industrialisierung und Ausgangpunkten der Globalisierung. „Die Elementarbegriffe von Raum und Zeit sind schwankend geworden“, staunte Heinrich Heine 1843 im Pariser Gare d’Austerlitz. Die Literatur erzählt von den neuen Erlebnissen und Möglichkeiten, die sich in den Bahnhöfen auftun, von Kriminalität und Unfällen, von Begegnungen und Fernweh. Im zwanzigsten Jahrhundert kommen Abschiede von Soldaten hinzu, das Warten auf die Reise ins Exil und, meist auf Rangierbahnhöfen oder Nebengleisen, Deportationen. In all ihren Facetten spiegeln die Bahnhöfe zentrale Entwicklungen der Moderne – und auch der literarischen Moderne – wider.

Das Seminar widmet sich Novellen, Erzählungen, Zeitungsartikeln und einem Film, gerahmt von Zolas und Sebalds großen Bahnhofsromanen. Wie werden die neuen Wahrnehmungen und Erfahrungen, wie wird der neue Erzählraum literarisch (bzw. filmisch) gestaltet? Wie lassen sich diese Narrative kulturgeschichtlich kontextualisieren? Im Hinblick auf diese Fragen wollen wir deutschsprachige und ins Deutsche übersetzte Texte analysieren und miteinander vergleichen. Ziel des Seminars ist es, eine ‚Poetologie der Bahnhöfe’ und damit eine kleine Literaturgeschichte der Moderne zu entwerfen.

Wintersemester 2017/18 | LMU München


Heinrich Heine (Proseminar)

Heinrich Heines (1797–1856) spielerischer Umgang mit den dichterischen Konventionen der Romantik – „ich bin ihr letzter Dichter“ – hat ihm eine Schlüsselposition in der Literaturgeschichte eingebracht. Heute gilt er aufgrund seines Stils wie auch seiner Inhalte als Wegbereiter der Moderne. Sein Werk entstand größtenteils im Ausland, wohin er den Zensoren entwischte. In London und Paris verfolgte er „Weltgeschichte mit eigenen Augen“, analysierte sie mit Scharfblick und notierte sie für seine Leser pointiert auf.

Das Seminar versteht sich als Einführung ins Werk Heines und widmet sich verschiedenen Schaffensphasen anhand ausgewählter Texte. Am Ende jeder Sitzung werden wir der Frage nachgehen, wie zeitlos ihre Sprengkraft ist bzw. welche neue Relevanz sie im 21. Jahrhundert gewinnen.


Subjekt und Moderne: Umbrüche in der Literatur um 1900 (Proseminar)

„Das Ich ist unrettbar“, erklärte Ernst Mach 1886. In den unterschiedlichsten literarischen Strömungen werden die enormen Herausforderungen sichtbar, denen sich der Einzelne um diese Zeit stellen muss: die Rückseiten der Industrialisierung und Verstädterung, die Entdeckungen der Psychoanalyse, die Vorboten des Ersten Weltkriegs, um nur einige zu nennen.

Wie meistern literarische Figuren diese Herausforderungen oder scheitern daran? Und welches Bild vom Menschen, welches Lebensgefühl wird dem Leser dabei vermittelt? Das Seminar widmet sich auch der Frage, wie die „entzauberte“ (Max Weber) und doch faszinierende moderne Welt ästhetisch gestaltet ist.

2016/17 | Queen Mary University of London


The Scene of Reading (undergraduate lectures and seminars, BA Comparative Literature)

Contribution to: Introduction to Comparison (undergraduate lectures, BA Comparative Literature)

Understanding Culture (undergraduate lectures and seminars, BA Comparative Literature)

Contribution to: European Literature in its Contexts (undergraduate lectures, BA BA Comparative Literature, BA Modern Languages)

2013–2016 | University of Bristol


Spotlights on Anglo-German Relations: Literature, Media, Film (undergraduate seminars)

Mutual fascination, revulsion, and rivalry have characterised Anglo-German cultural relations for centuries. Travellers have made themselves familiar with the foreign country and given accounts of their journeys; scholars, journalists and writers have reflected on the mutual relationship even – and especially – during times when this relationship has been tense, such as before and during the World Wars or in their aftermaths. Towards the end of the twentieth century, cultural differences have been portrayed increasingly without ease. The unit will follow the development of Anglo-German mutual perception by turning spotlights on selected German and British literature, film and media from 1827 onwards; it will assess the formation of stereotypes and the attempts to put prejudices into perspective. More comprehensively, the sources will also serve as a foundation for discussing the relationship between cultural production and political/economic history.


Precursors of Modernism: Heine, Büchner, Kleist (undergraduate seminars)

The unit introduces key works of three canonical authors of early to mid-nineteenth-century German literature: Heinrich von Kleist (1777-1811), Heinrich Heine (1797-1856), and Georg Büchner (1813-1837), whose writings have had a major impact on modern literary aesthetics. The scope of texts discussed will cover prose, poetry and drama; socio-historical contexts (e.g. industrialisation, city growth) will be considered, as well as political circumstances (Kleinstaaterei, censorship) that significantly influenced the authors’ writings. In analyses of the primary sources, features will be identified that allow the classification of Heine, Büchner, and Kleist as precursors of German literary modernism (e.g. language, genre, themes, motives), supported by the use of relevant secondary sources. 


Poetry Lectures (undergraduate lectures, jointly with Debbie Pinfold)

2012/2013 | Queen Mary University of London


Heinrich von Kleist (undergraduate seminars, BA German)

In Pursuit of Prejudice (postgraduate seminars, MA Anglo-German Cultural Relations)

European Culture and Society (undergraduate seminars, BA Comparative Literature)

The Romantic Experience in Europe (undergraduate seminars, BA Comparative Literature)

Touch and Read (undergraduate seminars, BA Comparative Literature)

Contribution to: Cultures of Comparison, Theory of Practice (MA Comparative Literature)